Erhöhter Harndrang vs. Inkontinenz (Blasenschwäche)
Unterschiede und Behandlungsmöglichkeiten
Blasenleiden betreffen nicht nur Frauen nach Geburten und Männer im höheren Lebensalter oder nach Prostataoperationen. Auch junge Menschen haben oft Probleme wie
- Häufigere und drangvolle Entleerung während des Tages (Harndrang)
- ungenügende Harnentleerung (Restharn)
- nächtliche Blasenentleerung
- ungewollter Harnabgang (Inkontinenz)
Störungen der Blasenfunktion sind nicht nur unangenehm, sie stellen auch eine Einschränkung der Lebensqualität dar und sind ein soziales und gesellschaftliches Problem, denn darüber „spricht man nicht.“ Etwa 15 – 20 % der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland leiden unter Störungen der Blasenfunktion.
Ein erhöhter Harndrang besteht dann, wenn man überdurchschnittlich häufig auf die Toilette gehen muss und die Menge des Urins dem starken Drang dabei gar nicht unbedingt entspricht, also viel weniger Urin kommt, als es gefühlt hätte sein sollen. Damit einher geht oft das Gefühl, sehr plötzlich auf Toilette gehen zu müssen.
Manchmal bleibt dennoch eine größere Menge Restharn in der Blase, so dass der nächste Gang zur Toilette schon viel schneller erfolgen muss, als es normalerweise sein sollte.
Man bezeichnet diese sog. „funktionelle Störung“ auch als Dranginkontinenz.
Allgemein erhöhte Stressbelastung spielt bei den Ursachen des erhöhten Harndrangs eine große Rolle, denn Stress beeinflusst unser vegetatives Nervensystem auf Dauer negativ – und dieses wiederum ist zuständig für die störungsfreie Funktion unserer Organe.
Inkontinenz dagegen zeichnet sich durch ungewollten Urinverlust aus, häufig zunächst in Belastungssituationen, etwa beim Nießen, Lachen oder Husten, Rennen oder Hüpfen.
Streßinkontinenz wird diese Schwäche der Schließmuskulatur auch genannt, da der erhöhte Druck, der beim Nießen oder Husten entsteht, den Schließmuskel „stresst“. Dieser muss dann sehr schnell und kraftvoll auf das Ereignis reagieren. Nach Geburten, mit zunehmendem Alter oder auch nach Gebärmutterentfernungen kann die Kraft des Schließmuskels schwächer werden, insbesondere dann, wenn es infolge der o.g. Ursachen zu einer Blasensenkung kommt. Dabei erschlaffen mit der Zeit die Haltebänder der Blase, diese senkt sich und gibt Zug auf den Schließmuskel, der daraufhin seine Leistungsfähigkeit verliert.
Wie oft ist Harnlassen am Tag normal?
Normal sind bis zu achtmal täglich, nachts höchstens einmal.
Die überaktive Blase („Reizblase“ oder „hyperaktive Blase“ bei Dranginkontinenz) führt dazu, dass die Blasenentleerung mehr als achtmal täglich stattfindet und häufig mit einem starken Dranggefühl einhergeht.
Auch eine Blasenschwäche hat den häufigen Gang zur Toilette zur Folge, da die Schließmuskulatur dem Druck einer vollen Blase nicht gut standhalten kann.
So erfolgt der Gang zur Toilette deutlich früher als normal, und oft auch prophylaktisch aus Angst, unterwegs nicht schnell genug eine Toilette zu finden.
Ursachen für eine Inkontinenz
- Schließmuskelschwäche, z.B. durch altersbedingt nachlassende Muskelfunktion, häufiger infolge von Mehrfachgeburten oder Prostata- Operationen
- Senkung von Blase und anderen Unterbauchorganen
- Entfernungen der Gebärmutter
- Vernarbungen durch häufige Operationen oder Entzündungen im Bauchbereich
Ursachen für einen erhöhten Harndrang
- Allgemeiner Stress und hohe Spannung im Bereich des Beckenbodens
- Reizblase, hyperaktive Blase
- Vernarbungen durch häufige Operationen oder Entzündungen im Bauchbereich
- Häufige Blasenentzündungen
Diagnostik
Zunächst ist der Gang zu einem urologischen Facharzt erforderlich, der die Blase und die angrenzenden Organe untersucht. Bei Frauen kann es sinnvoll sein, auch mögliche gynäkologische Ursachen abklären zu lassen.
Wenn die ärztliche Untersuchung keine krankhafte Ursache ergeben hat, verordnet der Arzt häufig Physiotherapie oder Osteopathie.
Für den therapeutischen Befund wird die gesamte Wirbelsäule einschließlich Becken, Kreuzbein und der unteren Extremität, sowie anatomisch-funktionale Verbindungen von Harnblase und Beckenboden untersucht. Ebenso wird die Kraft und Koordination der Schließmuskulatur beurteilt.
Aus den resultierenden Ergebnissen wird der Behandlungsplan erstellt.
Behandlung von Inkontinenz und erhöhtem Harndrang
Der Physiotherapeut oder Osteopath behandelt die verspannte Muskulatur und die Becken- Wirbelsäulenregion mit sanften manuellen Techniken. Zusätzlich werden Übungen gezeigt und Selbsthilfestrategien entwickelt, damit der Patient in der Lage ist, seine Beschwerden dauerhaft zu beeinflussen. Ebenso spielen Sportberatung und Verhaltensstrategien im Alltag eine Rolle.
Ziele der Behandlung:
- Beeinflussen der verspannten Muskeln, Sehnen und Gelenke
- Allgemeine und lokale Entspannungstechniken
- Entwicklung der Selbstwahrnehmung
- Entwicklung von Selbsthilfestrategien
- Gezieltes Kraft- und Koordinationstraining der Schließmuskulatur